Personal Branding oder Person als Branding?

Personal Branding stärkt Ihre Marke – oder lenkt von ihr ab. Erfahren Sie, wann es sinnvoll ist, als Persönlichkeit hinter der Marke aufzutreten und welche Fallstricke auf dem Weg zur Personal Brand lauern.

Sie häufen sich in diesen etwas neurotischen Zeiten, Unternehmer, die sich stark mit Ihren Produkten und mit und mit Ihren Leistungen identifizieren. Das ist an sich nichts falsches, und bei bestimmten Dienstleistungen ein guter Ansatz, um mit Persönlichkeit und Kompetenz zu strahlen. Doch immer mehr UnternehmerInnen halten Ihre rosa Bäckchen in die Kamera, platzieren sich auf Instagram, teilen Ihre Meinung und Ihre Ansichten im Netz und auf anderen Medien jedem mit, der sie hören will und muss. Das mag ein Ansatz sein, der passt bei Beratungsleistungen, bei dem es auf Vertrauen wie persönliche Kompetenz ankommt. Ob das Experten sind oder die üblichen Coaches für Coaches, die ihr Money für Nothing – Schneeballsystem mit Instagram-Stories mit Fake-Rolex und gemieteten Sportwagen und ihren unglaublichen Erfolgen promoten.

Für den Rest gilt: Du bist nicht Dein Produkt.

Natürlich gibt es organisch gewachsene Marken, deren Identifikationsfigur der Gründer oder die Gründerin ist: Allen voran Harland D. Sanders Kentucky Fried Chicken, die Gründer von Fritz Cola hier im deutschen Raum, etc. Doch wenn man genauer hinschaut, entstanden diese Marken entweder in einem langsamen organischen Wachstum (KFC immerhin seit 1930) oder die Gesichter der Gründer kamen aus Kostengründen aufs Fritz-Kola-Label (kein Geld für Anmeldung und Markenrecherche).

Natürlich kann Sie niemand daran hindern, sich selbst ein Denkmal zu bauen, in dem Sie Ihr Anlitz auf die eine oder andere Art in der Darstellung Ihres Unternehmens oder gar auf Ihren Produkten verwenden. Schließlich ist es Ihr Produkt, Ihr Marke, Ihr Unternehmen. Und so gut, wie Sie sich selbst und in der Rolle des Gründers oder Produzenten gefallen werden, gilt für Ihre Ziele, Ihr Unternehmen, Ihr Produkte frei nach Guido Maria Kretschmer nicht immer, aber oft genug: „Das tut nichts für Dich!“

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Bietet Ihre Persönlichkeit genug „Futter“ für die Marke?

Ein Grund, warum sich manche Unternehmer für eine Personal Brand entscheiden, ist, weil sie keine Klarheit darüber haben, was für eine Marke sie eigentlich aufbauen wollen. Hier wird das Risiko vermieden, etwas falsch zu machen: „ich bin die Marke und ich bin wie ich bin”. Die Positionierung ist also keine aktive Endscheidung. Der eigene wahrgenommene Werte-Kanon wird hier auf das Produkt oder das Unternehmen projeziert. Das Problem: wenn Sie nicht Mahatma Ghandi, Steve Jobs oder Beyounce sind, kennen den: Sie selbst, Mutter, Ihre zwei besten Freunde, Ihre Frau oder Ihr Mann. Aus Kundensicht ist dieser Schritt nicht sinnvoll. Die vorgenannten sind Ikonen, die mit ihren Innovationen, ihren Produkten, ihren Leistungen, Ihren Werten zusammen gewachsen sind. Sie sind es am Anfang Ihrer Reise nicht. Für Ihre Zielgruppe ist es nicht ersichtlich, ob Ihre Produkte passen, weil sie nicht erkennen kann, wofür Sie stehen. Ein gewisses Maß an Prominenz wäre hier also eine Grundvoraussetzung. Wenn Ihre Wahrnehmung ist, dass Sie regional in Ihrem Dorf oder Kleinstadt bekannt sind, kann das durchaus so sein. Hier ist folgender Satz zur Beurteilung Ihrer Prominenz recht hilfreich: Steht die Sonne tief, werfen Zwerge lange Schatten. Vielleicht sind Sie in Ihrer Stadt mit 20.000 Einwohnern bekannt wie ein bunter Hund, aber nach 30 Kilometern kennt Sie keiner. Falls Sie nur in diesem Umkreis verkaufen wollen, ist das völlig o.k. und hier kann Ihre Bekanntheit ein wesentlicher Hebel sein. Außerhalb dieses Umkreises wird es deutlich schwieriger.

Personal Branding vs. Person als Marke

Positionierung: Schaffe Klarheit, was deine Marke von anderen unterscheidet.

Authentizität: Ein authentisches Auftreten schafft Vertrauen und Nähe.

Grenzen setzen: Entscheide bewusst, wie viel du von dir preisgibst.

Risiken: Zu starke Personalisierung kann Abhängigkeiten und Herausforderungen bringen.

Langfristige Anpassung: Persönliche Veränderungen können das Markenimage beeinflussen.

Professionelle Balance: Verbinde die Persönlichkeit mit den professionellen Zielen der Marke.

Wenn Sie die Marke sind, wollen Kunden mit Ihnen interagieren.

Wenn Sie eine Personenmarke aufbauen, dann ist das das Versprechen, dass Kunden auch mit Ihnen persönlich interagieren können. Das kennt jeder, der Kontakt mit der Coaching-Branche hat. Ein Coach schreibt Sie über Linkedin oder ähnliche Plattformen an. Nennen wir Ihn der Einfachheit halber „Sasha“. Ein Telefontermin wird vereinbart: „Ich rufe Dich dann und dann an.“ Zum vereinbarten Termin ruft Sie aber dann „Jasmine vom Team Sasha“ an. Was ist Ihr erstes Gefühl dazu? Völlig egal dabei, ob Sie „Jasmine” genauso gut oder besser wie „Sasha” berät: Hier stellt sich schon ein erster Trust-Issue ein.

Diese Erwartungshaltung Ihrer Kunden macht Ihre Marke weniger skalierfähig, da das Wachstum Ihres Business mit Ihrer Einsatzfähigkeit und auch Ihren persönlichen Möglichkeiten korreliert. Erkranken Sie, oder altern Sie schlicht so, dass Sie hier nicht mehr hinterherkommen oder nicht mehr Ihrer Marke entsprechen, schaden Sie Ihrer Marke.

Bestimmen Sie die Positionierung Ihrer Marke und unterwerfen diese nicht einer zufälligen Geschichte

Bevor Sie eine Entscheidung für eine „richtige“ Marke oder das Personal-Branding treffen, stellen Sie Ihr Produkt und sich selbst auf den Prüfstand: Wie wertig ist Ihr Produkt? Wie wertig sind Sie? Gibt es irgendeinen sinnvollen Aspekt, der Ihrem Unternehmen, Ihrer Marke durch die Zentrierung auf Sie als Person hilft? Ist Ihr eigenes Narrativ ein (best)mögliches Narrativ für Ihre Marke? NIEMAND wird Ihnen Geld für Ihre Produkte geben, weil Sie Ihren Traum leben, eine Idee hatten und sie umsetzen, oder Sie sich schlicht und einfach für einen tollen Typen halten. Niemand ausser Mutti. Vielleicht nicht mal die. Andererseits gibt es hinter Ihnen und Ihrem Produkt vielleicht auch eine Geschichte, die Ihre Kunden mitnimmt, die es zu erzählen wert ist. Alles neben diesem Narrativ, ob bewusst gewählt oder über Ihre Person transportiert, ist reine Produktinformation.

Lässt sich Ihr Business als Personen-Marke noch gut skalieren?

Skalierfähigkeit ist wichtig, damit Ihr Produkt breiter in den Markt gebracht werden kann. Möchten Sie an 5.000 Menschen verkaufen oder lieber an 500.000? Eine Personal Brand hat natürlich eine eingeschränktere Skalierfähigkeit, da Sie als Person in vielen Prozessen der Flaschenhals sind. Wenn Sie ihre Aufgabe nicht erledigen, kann sie auch von niemand anderem übernommen werden.

Menschen machen Fehler. In der neurotischen Social-Media-Welt kann eine Personal Brand durch einen persönlichen Skandal im Nu vernichtet werden. Wie gerne würdest Du Dein Geld für Wurstwaren mit dem Gesicht von Uli Hoeneß darauf ausgeben? Die nicht personalisierte Marke stellt also auch einen Dämpfer zwischen Deinem Business und Deiner Person dar, mit der Möglichkeit, hier besser steuern zu können und die Strahlkraft persönlicher Fehlschläge auf die Marke zu mindern.

Wie gut wollen Sie Ihre Marke schützen?

Ein persönlicher Skandal oder ein persönlicher Fehlschlag schadet deinem Business.

Menschen machen Fehler. In der neurotischen Social-Media-Welt kann eine Personal Brand durch einen persönlichen Skandal im Nu vernichtet werden. Wie gerne würden Sie Ihr Geld für Wurstwaren mit dem Gesicht von Uli Hoeneß darauf ausgeben? Die nicht personalisierte Marke stellt also auch einen Dämpfer zwischen Ihrem Business und Ihrer Person dar, mit der Möglichkeit, hier besser steuern zu können und die Strahlkraft persönlicher Fehlschläge auf die Marke zu mindern.

Ihre Personal Brand verlangt permanente Präsenz.

Wenn Sie für Ihre Person bekannt sind, sollten Sie zumindest in der Etablierungsphase Ihrer Marke auch als Person anzutreffen sein. Wenn Sie ein Selbstständiger sind, der seine eigenen Social-Media-Aktivitäten betreut, auf Messen anzutreffen ist, auf Events und am POS, kann das schnell sehr anstrengend werden . Auf Dauer mit dem möglichen Wachstum Ihres Business mithalten zu können, ist natürlich schwierig. Fallen Sie auf Grund einer schweren Krankheit oder privaten Problemen aus, fällt Ihre Marke gleich mit Ihnen aus. Sie können natürlich ein Team aufbauen, dass Sie unterstützt, gerade wie Sie das bei einer nicht personengestützten Marke machen würden. Der Bruch in der Darstellung und die damit verbundenen Trust-Issues sind aber vorprogrammiert.

Es wird schwerer, Ihren Business zu verkaufen

Irgendwann in ein paar fernen Jahren, wenn Ihr Business läuft und etabliert ist, wird es Zeit, die Früchte zu ernten und auf ruhigere oder schlicht andere Wiesen umzuziehen, etwas anderes auszuprobieren. Jedoch wird es für Sie sehr schwer sein, dieses Business zu verkaufen, da Sie ja im Grunde keine Marke, sondern nur sich etabliert haben. Sie sind also gezwungen, zumindest teilweise weiterzumachen. Die zweite Möglichkeit ist, dass Sie Ihr Business einfach sterben lassen.

Die Bindung an Ihre Person mindert den Marktwert für etwaige Investoren immens.

Fazit:

Natürlich kann es in einigen speziellen Fällen Sinn machen, Ihre Person in Ihre Brand einzubeziehen, respektive Ihre Person zu eigentlichen Brand zu machen. Wenn Ihre Kompetenz oder Ihre Geschichte Ihrem Service oder Ihrem Produkt zuträglich ist, nur zu. Wichtig ist hier der Blick von aussen, und damit meine ich nicht den Blick Ihrer Frau, Ihrer Mutter oder den Ihrer Mitarbeiter. Die lügen alle.

Ihre Prominenz kann ab einem bestimmten Level durchaus auf Ihr Produkt übergehen, völlig egal, ob das Produkt in Ihrem ursprünglichen Kompetenzrahmen liegt.

Wahrscheinlich werden Sie das dann aber schon ganz genau wissen. Produkte, wie die Capital Bra-Pizza und DirTea by Shirin David, die in den letzten Jahren in Rahmen von Kooperationen die Supermärkte geflutet haben, sind zumindest kurzfristig erfolgreich.

Wie immer im Leben kommt es drauf an: Ist der Nutzen von Ihnen als Personenmarke für Ihr Unternehmen größer als die entstehenden Risiken und Unflexibilitäten? Oder bedienen Sie nur Ihren Narzissmus?

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